Komplementäre Onkologie

12.02.2013

Viele Patienten leiden unter den Nebenwirkungen der Tumortherapie. Um diese zu reduzieren und die Krebsbehandlung zu unterstützen, fragen sie ihren Arzt häufig nach komplementären Verfahren. Dazu gehören aus dem Bereich Ernährung unter anderem Omega-3-Fettsäuren, Selen Curcumin oder Grüner Tee, aber auch weniger bekannte Stoffe wie Weihrauchextrakt und Resveratrol. Tatsache ist, dass die Komplementärmedizin einiges zu bieten hat, was Tumorpatienten Linderung verspricht. Allerdings ist zu beachten, dass nicht jedes komplementäre Verfahren bei jeder Tumorerkrankung und in jedem Behandlungsstadium sinnvoll eingesetzt werden kann.

Komplementärmedizin bezeichnet eine Fülle von Verfahren, Mitteln und Behandlungsmethoden, welche die medizinische Standardtherapie ergänzen sollen, sei es indem sie das Immunsystem und die körpereigene Abwehr stärken, die medizinische Therapie verträglicher machen und Nebenwirkungen lindern oder den Heilungsprozess unterstützen. Da nicht alles bei jedem wirkt, ist vor Beginn solch einer ergänzenden Behandlung die Rücksprache mit dem Arzt erforderlich. So kann auch verhindert werden, dass der Patient auf einen der vielen unseriösen Anbieter hereinfällt, die sich auf dem Gebiet der Komplementärmedizin tummeln.

Omega-3-Fettsäuren sind in besonders hoher Konzentration in fettem Seefisch enthalten. Eine Studie mit Prostatakrebspatienten in der Klinik für Tumorbiologie Freiburg zeigte, dass hoch konzentrierte Omega-3-Fettsäuren den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen können. Omega-3-Fettsäuren gehören zu den ungesättigten Fettsäuren, welche eine anti-metastatische Wirkung haben. Sie sind Gegenspieler zu den Omega-6-Fettsäuren, die das Tumorwachstum und die Bildung von Metastasen beschleunigen.

Selen ist ein wichtiges Spurenelement, das im Boden vorkommt, über die Nahrung aufgenommen wird und an vielen Stoffwechselvorgängen beteiligt ist. Selenmagel kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken und Entzündungen sowie eine schlechte Immunabwehr zur Folge haben. Krebsforscher konnten zudem einen Zusammenhang zwischen Selenmangel und der Schwere von Tumorerkrankungen nachweisen. Da die Böden in Europa einen geringeren Selengehalt aufweisen als beispielsweise in den USA, neigen Europäer zu einem niedrigen Selenspiegel und können in diesem Fall von einer zusätzlichen Selenaufnahme profitieren. Wichtig ist allerdings eine angemessene und nach Rücksprache mit dem Arzt individuell abgestimmte Selengabe.

Curcumin ist eine Substanz, die aus dem Rizom der Kurkuma Pflanze gewonnen wird. In Studien konnten ein antioxidativer Effekt gezeigt werden sowie eine positive Wirkung auf das Immunsystem. Zudem fördert Curcumin die Apoptose, das Selbstmordprogramm der Krebszellen. Der Wirkstoff wird vom Körper allerdings nur langsam aufgenommen und rasch wieder ausgeschieden. Deshalb konzentriert sich die Forschung nun auch auf neue Formulierungen und Derivate, um den therapeutischen Einsatz von Curcumin zu optimieren.

Grüner Tee gehört zu den bekannteren und in der komplementären Onkologie schon länger anerkannten Mitteln. Seinem Wirkstoff Epigallocatechingallat (EGCG) wird eine krebshemmende Wirkung zugeschrieben. EGCG scheint die Neubildung von Gefäßen zu hemmen, die bei der Krebsentstehung eine Rolle spielen. Derzeit wird in einer von der Deutschen Krebshilfe unterstützten Studie geprüft, ob Grüner Tee möglicherweise eine hemmende Wirkung auf die Entstehung von Polypen im Darm, einer Vorstufe von Darmkrebs, haben kann.

Weihrauchextrakte zeigen Wirksamkeit bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen. Im Bereich der Onkologie wurde Weihrauchextrakt (Boswellia serrata) im Rahmen einer Studie an der Universitätsklinik Freiburg erfolgreich bei Hirntumorpatienten eingesetzt, die aufgrund einer radiologischen Behandlung an einem Hirnödem litten.

Resveratrol gehört zu den Polyphenolen, einer Gruppe von Wirkstoffen, welche Pflanzen produzieren, um sich vor Schädlingen zu schützen. Insbesondere die Schalen roter Trauben enthalte hohe Konzentrationen an Resveratrol, was nicht zuletzt die positive Wirkung von Rotwein – in Maßen getrunken! – belegt. Mehrere Studien legen zudem nahe, dass Resveratrol gegen Krebszellen wirkt. Viel Aufsehen erregte die Untersuchung einer amerikanisch-italienischen Forschergruppe, die östrogen-senkende Effekte von Resveratrol aufzeigt. Dies könnte vor allem für Patientinnen mit Brustkrebs von Interesse ist, deren Tumor nicht auf die antihormonelle Therapie anspricht.