Neues Medikament gegen schwarzen Hautkrebs

Im August 2011 wurde mit dem Wirkstoff Vemurafenib in den USA ein neues Medikament zur Behandlung des schwarzen Hautkrebses (Malignes Melanom) zugelassen. Seit Februar 2012 ist der Wirkstoff auch in Deutschland erhältlich. Er soll spezifischer wirken und damit effizienter sein. Im "Wegweiser"-Interview fragten wir Professor Unger nach ersten Erfahrungen mit Vemurafenib.

Herr Professor Unger, warum ist der schwarze Hautkrebs (Malignes Melanom) im Gegensatz zu anderen Tumorarten so gefährlich?

Der schwarze Hautkrebs wird häufig nicht früh genug erkannt. Sein Aussehen kann dem von gutartigen Hautveränderungen, z.B. dem "Naevuszellnaevus", sehr ähnlich sein. Sobald die Haut tiefer infiltirert wird, neigt der schwarze Hautkrebs zu einer frühzeitigen Metastasierung über den Blutweg. Daher sind verdächtige Hautherde immer in toto mit Sicherheitsabstand zu entfernen und histologisch aufzuarbeiten. Risikofaktoren sind unter anderem ein heller Hauttyp (rote oder blonde Haare) und familiäre Belastungen: Kinder, deren Eltern an Melanom erkrankt sind, tragen ein bis zu 8-fach erhöhtes Melanomrisiko.

Welche Therapiemöglichkeiten gab und gibt es bislang?

Die Ersttherapie des Melanoms erfolgt immer chirurgisch mit kurativer Intention. In den Frühstadien können so heilungsraten bis zu 50% erreicht werden. Die Operation ist grundsätzlich die Therapie der Wahl auch bei befallenen Lymphknoten und/oder solitären Metastasen. Eine Chemotherapie ist nur in Einzelfällen indiziert, Anprechraten von 20-30% werden in der Regel erreicht. Wirksame Substanzen sind zum Beispiel Dacarbazin, Temozolamid, Fotemustin, Cisplatin und Taxane. Bei fortgeschrittenen Stadien können auch Zytokine wie Interferon alpha oder Interleukin-2 eingesetzt werden. Die Ansprechraten liegen aber kaum über 20%. Die Strahlentherapie spielt eine Rolle bei Hirnmetastasen und lokalisierten Knochenmetastasen.

Hautkrebs

Jährlich erkranken 224.000 Menschen neu an Hautkrebs, 26.000 davon am besonders gefährlichen malignen Melanom. Der so genannte "schwarze" Hautkrebs wird zunehmend bei jüngeren Menschen diagnostiziert, insbesondere bei Frauen. Experten machen häufige Solarienbescuhe für diesen Trend verantwortlich. Das Risiko, durch regelmäßige Solariengänge an einem malignen Melanom zu erkranken, ist bedeutend höher, als bisher angenommen wurde. Die Deutsche Krebshilfe will angesichts dieser alarmierenden Zahlen die Bevölkerung daher noch stärker über die Risiken der Solariennutzung aufklären.

Quelle: Deutsche Krebshilfe e.V.

Welche Chancen bietet der neue Wirkstoff Vemurafenib (Zelboraf)?

Der neue BRAF-Inhibitor Vemurafenib (Zelboraf) kommt bei Patienten zum Einsatz, die eine BRAF-V600 Mutation aufweisen und an einem nicht resezierbaren oder metastasierten Melanom leiden. Die Substanz wird in Tablettenform täglich in einer Dosierung von 2 x 960mg eingenommen. Die Substanz wird von der Firma Roche vertrieben, das Einführungsdatum war der 22. Februar 2012. Zelboraf ist einer der neuen Kinaseinhibitoren, die relativ gezielt an Tumorstrukturen angreifen. Es handelt sich um das BRAF-Gen, bei dem durch eine Mutation die Aminosäure Valin in der Position 600 ersetzt wurde.Dieses führt zu einer ständigen und nachhaltigen Aktivierung des BRAF-Proteins, wodurch die Zellteilung von Melanomzellen stark angeregt wird. Allerdings zeigen nur etwa die Hälfte der Patienten mit Melanom diese Mutation und nur diese können mit Zelboraf behandelt werden. Zur Beurteilung kann das mutierte Protein mit dem Cobas-4800 BRAF V600-Mutationstest nachgewiesen werden.

Die Zulassung von Zelboraf basiert auf den Ergebnissen einer großen Europäischen Phase-III Studie BRIM-3 (BRAF Inhibaitor in Melanoma). Das mediane Gesamtüberleben betrug mit Zelboraf 13,2 Monate gegenüber 9,6 Monate bei Patienten, die mit Chemotherapie (Dacarbazin) behandelt wurden. Zelboraf verlängerte zudem signifikant das progressionsfreie Überleben von median 1,6 auf 5,3 Monate. Die Tumoransprechrate lag bei Zelboraf bei knapp 50% und lag damit rund neunmal höher als im Chemotherapie-Arm.

Wie wirkt Vemurafenib?

Die Wirkung von Zelboraf wird rasch sichtbar. Die Tumoren schrumofen bereits nach 1-2 Wochen. Metastasen werden kleiner und Patienten mit tumorassoziierten Problemen können beschwerdefrei werden. Bei Patienten mit schweren Überempfindlichkeitsreaktionen sollte die Therapie abgebrochen werden. Es wurden leichte bis schwere Lichtempfindlichkeit berichtet. Während der Einnahme sollte der Patient vor Licht geschützt sein, lichtschützende Kleidung tragen und eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor verwenden. Überwacht werden muss während der Therapie das Herz (Elektrolyte und EKG) sowie die Leberenzyme.

Die Fragen stellte Barbara Riess

Prof. Dr. Clemens Unger

Prof. Dr. Clemens Unger

Professor Clemens Unger war fast zwei Jahrzehnte Ärztlicher Direktor der Klinik für Tumorbiologie und ist ein international ausgewiesener Spezialist für die onkologische Behandlung. Er ist Gründer und Leiter des Zentrums für Krebsmedizin und ausgewiesen für klassische internistische Tumorbehandlung mit Chemo-, Hormon- und Immuntherapie. Darüber hinaus ist er ein hervorragender Kenner unkonventioneller, unterstützender sowie alternativer Behandlungsmethoden.